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Endlich rollt der Floorball auch in Sambia

6. Juni 2025

Fünf Monate habe ich mich jetzt nicht mehr gemeldet. Keine Sorge – ich lebe noch. Vielleicht habe ich mich nicht so viel gemeldet, weil so viel passiert ist. Vielleicht aber auch einfach, weil ich dachte, dass du jetzt schon eine ganz gute Vorstellung hast, was ich hier so mache. (:

Samosas selber machen

Ende Januar habe ich den Beschluss gefasst, Floorball nach Sambia zu bringen. Floorball ist eine Sportart, die mich fast schon mein ganzes Leben begleitet. Sie wird mit einem leichten Kunststoffschläger und einem hohlen Plastikball, der viele Löcher hat, gespielt. Wenn du dir immer noch nichts darunter vorstellen kannst, könntest du vielleicht an Eishockey ohne Eis denken. Oder an Hockey in einer Halle mit leichtem Ball und Schlägern.
Floorball ist eine sehr schnelle Teamsportart und bringt einen, ohne dass man es so richtig merkt, schnell ins Schwitzen. „High intense, low risk, easy to learn.“ Mit diesem Dreisatz habe ich den Sport hier in Sambia vorgestellt.

Mein altes Floorballteam. Rate mal wer ich bin 🙂

Ich war nie ein besonders großartiger Spieler, aber immer sehr leidenschaftlich. Als Kapitän konnte ich schon früh lernen, wie man das Team zusammenhält und motiviert – als Schiedsrichter, welche Regeln es gibt.
Der Sport zählt zu den am schnellsten wachsenden Teamsportarten der Welt und wird bereits in mehr als 15 afrikanischen Staaten gespielt. Auch dieses Jahr wird im August wieder ein „Africa Floorball Cup“ in der Elfenbeinküste ausgetragen. Sambia wird nicht teilnehmen – weil es den Sport bis jetzt noch nicht gab …

Besprechung am OYDC

Ende Januar habe ich also angefangen, mich mit sambischen Sportvertretern zu treffen, um zu besprechen, ob der Sport hier eine Zukunft haben würde. Gleichzeitig habe ich nach Floorballausrüstern recherchiert, die bereit wären, Equipment nach Sambia zu verschicken.
Am 19. März hatte ich das Paket mit 17 Schlägern und 30 Bällen endlich in der Hand. Glaub mir, das war zwischenzeitlich ein ziemliches Drama. Ich wollte meine Spenden möglichst effektiv für das Equipment verwenden und musste deswegen eine zollfreie Adresse in Sambia finden. Über Umwege habe ich diese dann auch gefunden. Danach dauerte es nochmal einige Wochen, bis das Paket losgeschickt wurde. Als mir die sambische Post endlich mitteilte, dass das Paket jetzt im Post Office in Lusaka abgeholt werden könne, war ich natürlich total aufgeregt. Ich habe mich also sofort auf den Weg in die Stadt gemacht. Was dann passiert ist, schaust du dir am besten in diesem Video an:
https://www.instagram.com/reel/DHdmgbZsfUW

Besprechung mit Special Olympics Sambia

Im April waren dann erstmal Schulferien. Kurz vorher hat mir mein Projektmanager aus Deutschland noch zwei Trikotsets der Nationalmannschaft von 2016 mitgebracht. In den Ferien habe ich meine Oma in Südafrika getroffen und endlich mal das Land kennengelernt, in das ich eigentlich entsendet werden sollte und auf das ich mich so viel vorbereitet hatte. Das war sehr spannend und schön.
Kurz nachdem ich zurück in Lusaka war, sollte dann der offizielle Startschuss für Floorball in Sambia, ein „Handover“, stattfinden. Ich war schon zwei Stunden vor Beginn am Olympic Youth Development Center (OYDC) angekommen und ziemlich aufgeregt. Dass meine Ansprechperson nicht da war und auch sonst niemand so richtig über das Ereignis Bescheid wusste, hat mich ziemlich nervös gemacht. Wenige Stunden vorher hatte mir Newton, der für die Öffentlichkeitsarbeit am OYDC verantwortlich ist, geschrieben, er könne nicht kommen, weil zur selben Zeit das „Annual General Meeting“ stattfinden würde. Immer wurde ich beruhigt: „Das wird schon alles. Mach dir keine Gedanken.“ Im selben Moment ist aber absolut nichts passiert.
Eine halbe Stunde bevor es losgehen sollte, begann plötzlich ein ziemlicher Aktionismus – und tatsächlich war 25 Minuten später alles bereit für die Übergabe. Das ist irgendwie schon ziemlich sambisch: Erst denkt man, dass gar nichts klappt – und am Ende geht doch alles gut.

Leider sind nur sehr wenige von den geladenen Gästen erschienen. Bei einigen war ich mir echt sicher, dass sie kommen würden – da ist dann aber wohl etwas dazwischengeraten. Einen Überraschungsgast gab es dann aber doch: Die deutsche Botschafterin Anne Wagner-Mitchell erschien kurz nach dem Start. Zuerst hat es niemand so richtig begriffen, weil sie ganz alleine, ohne Personal, da war. Man konnte richtig sehen, wie sich die Nachricht flüsternd unter den Teilnehmenden verbreitete. Plötzlich hatte das Event einen ganz anderen Charakter und wurde am Ende von allen als voller Erfolg gewertet.

Foto von Leo Fuhrmann

Ich versuche jetzt, jeden Donnerstagnachmittag ein offenes Training anzubieten. Am Freitag trainiere ich in Zusammenarbeit mit Special Olympics Sambia Kinder mit geistiger Behinderung an verschiedenen Standorten in Lusaka. Außerdem sind noch einige Kooperationen mit verschiedenen Coaches geplant. Ich fühle mich in der Rolle des Trainers noch nicht ganz so wohl. Das ist etwas ganz anderes als der Sportunterricht an der Schule – und sambische Coachingkultur ist einfach anders als die deutsche.
Vor ein paar Tagen war das OYDC mangels Stroms geschlossen. Also habe ich mich einfach auf einen Betonplatz in der Nähe gestellt – und schon nach wenigen Minuten haben einige Kinder neugierig zugeschaut und dann auch mittrainiert. Das habe ich in diesem Video hier festgehalten:
https://www.instagram.com/reel/DKjnhPGMYOe/

Foto von Leo Fuhrmann

Ich bin gespannt, was aus Floorball Sambia wird. Noch knappe drei Monate darf ich die Entwicklung hier vor Ort begleiten – danach aus der Ferne.
Danke fürs Lesen bis hierhin. Möglicherweise ist das schon mein letzter Blogeintrag. Mal schauen. Dir jetzt aber erstmal noch einen schönen Morgen, Mittag, Abend.
Mach’s gut. (:

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